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26.05.2023 therapie LEIPZIG

Modern behandeln, nachhaltig helfen

Eingebettet in die Fachmesse der therapie LEIPZIG fand die europaweit größte Sonderschau zur Neurorehabilitation statt. Drei Tage lang haben zehn Patienten mit verschiedenen neurologischen Erkrankungen gemeinsam mit ihren Physio- und Ergotherapeuten hochmoderne digital- und robotikunterstützte Therapie- und Trainingsgeräte im Live-Einsatz gezeigt. Dafür sind sie mit dem Therapieinstitut THERAMotion aus Schweinfurt angereist.

„Rund 20 Geräte vom robotischen Gangtrainer bis zum Exoskelett, die ich auch in meiner Praxis verwende, habe ich für die Live-Vorführungen mitgebracht“, erklärt Maik Hartwig, Geschäftsführer von THERAMotion. Im Rahmen der Sonderschau „live PRAXIS neuroreha“ haben er und sein Team gezeigt, wie effektiv die Verbindung von evidenzbasierter, auf wissenschaftlichen Wirksamkeitsnachweisen beruhender, und erfahrungsgestützter Therapie sein kann. „Vom ersten Tag an war die Sonderschau hochfrequent besucht. Dass die Fachkolleginnen und -kollegen sich aktiv eingemischt, viel nachgefragt haben – das hat mich besonders gefreut. Ich habe den Eindruck, dass neue Behandlungsmethoden inzwischen einen größeren Schub erhalten, weil immer sichtbarer wird, welche Fortschritte damit erzielbar sind.“

Sogar neue Patienten seien auf der Messe zur Sonderschau gekommen. Darunter ein Mann mit schwerer Beeinträchtigung infolge eines Schädel-Hirntraumas, der seit 22 Jahren im Rollstuhl sitzt. „Wir haben mit ihm gemeinsam erste Behandlungsmöglichkeiten entwickelt. Mit Unterstützung eines mobilen Exoskelettalsystems ist er das erste Mal seit 22 Jahren für eine halbe Stunde gegangen“, schildert Maik Hartwig.

Der Praxisinhaber und sein Team hoffen, dass sie auf der therapie LEIPZIG dazu beigetragen haben, die Akzeptanz der mit Robotik und Virtual Reality arbeitenden Therapieverfahren in der Neurorehabilitation zu steigern. Denn letztlich zählt, was die Patienten erreichen möchten und auf welchem Weg dies am besten realisierbar ist. Dabei schließen sich Tradition, Erfahrung und Technik nicht aus. „Wir bieten eine ganzheitliche Therapie bei verschiedensten Krankheitsbildern, von Schlaganfall bis Long Covid, die sich an den von Patienten formulierten Zielen orientiert. Diese Ziele liegen alle auf der Alltags- bzw. Partizipationsebene – Gegenstände transportieren und ergreifen, eigenständige Körperhygiene, besser gehen und schneller laufen.“

„Wir arbeiten immer transdisziplinär“, ergänzt Jule Schneider, Physiotherapeutin bei THERAMotion. „Viele unserer Therapien koppeln computergestützte, spielerische Methoden, die die Motivation und den Ehrgeiz anregen, mit traditionellen Anwendungen wie Hantel oder Gewichtsweste.“ Der Vorteil von Computern und Virtual Reality: Die Patienten sehen ihre Erfolge direkt als Highscore auf dem Bildschirm und können diese auch spür- und sichtbar in ihren Alltag übertragen. Der spielerische Charakter von virtueller Realität, 3D-Visualisierungen und robotischen Systemen motiviert die Patienten. Das eingebaute Biofeedback hilft dabei, die Trainingsziele zu erreichen. Zudem erzielen diese Systeme eine hohe Trainingsintensität, ermöglichen das Training an der Leistungsgrenze und können vor allem die Mechanismen der Neuroplastizität nachhaltig aktivieren. So können neue Verbindungen im Gehirn geschaffen werden, welche die geschädigten Areale ‚überbrücken’.

„Gemeinsam werten wir regelmäßig den aktuellen Stand der Therapie und die erreichten Ziele aus, denn die Geräte sollen nicht die therapeutische Arbeit ersetzen, sondern die Therapie unterstützen. Es ist unglaublich motivierend auch für mich, wie begeistert die Patienten sind! Toll, wenn sie den Rollstuhl verlassen können und wieder allein laufen! Lebensqualität zu schaffen, das ist das Beste, was es gibt – deshalb ist die Vermittlung dieser neuen Konzepte auf der Sonderschau so wichtig gewesen. Denn unsere Patienten waren die besten Beweise, dass dieser Ansatz funktioniert“, erklärt Jule Schneider.

Mehr erreichen

Sabine E. ist eine der Patientinnen, die mit THERAMotion extra nach Leipzig gekommen ist. 2012 erlitt sie einen Schlaganfall infolge einer Operation, bei der eine Arterie verletzt wurde und wachte mit einer gelähmten linken Körperseite auf. Rehabilitation, Ergo- und Physiotherapie bestimmten nun ihre Tage. „Alltägliche Bewegungen musste ich neu erlernen. Ich habe geübt, geübt, geübt. Zunächst waren die Fortschritte nur klein, was mich oft frustriert hat. Ich wollte doch meinen anderthalbjährigen Sohn versorgen können! Ich habe es aus dem Rollstuhl herausgeschafft, konnte mich in meinem Haushalt selbstständig bewegen, bin zu meinen Arztterminen am Gehstock gelaufen – Autofahren konnte ich ja nicht. Zufrieden war ich damit nicht“, berichtet die heute 45-Jährige. Schließlich konnte sie auf den Gehstock verzichten, trug aber eine Fußheberorthese, weil eine Fußheberschwäche sie immer wieder stolpern ließ.

„Die meisten Therapeuten haben gesagt: Du kannst doch laufen, ist doch gut. Sei froh, dass du das geschafft hast. Das war für mich deprimierend, denn ich wollte mehr“, blickt Sabine E. zurück. Klar sei sie froh gewesen, überhaupt überlebt zu haben, ihren Sohn aufwachsen zu sehen. Aber sie wollte ihren Alltag zurückhaben. 2015 hörte sie von THERAmotion, absolvierte dort eine intensive computer- und robotikgestützte Therapie, zusätzlich zu den im Heilmittelkatalog verzeichneten, rezeptierbaren und damit von den Krankenkassen bezahlten Behandlungen. „Diese drei Wochen waren so prägend! Das intensive Training mit Gangroboter und Exoskelett war neu und ungewohnt für mich. Im Exoskelett konnte ich wieder ganz aufrecht laufen! Ohne Angst, hinzufallen!“, erinnert sich Sabine E. Außerdem habe ein computerunterstütztes Feinmotoriktraining für die Finger sie endlich wieder Erfolge auch bei den Bewegungen der gelähmten Hand sehen lassen.

Mit ihrer Teilnahme an der Sonderschau möchte sie Mut machen. Mut, in der Physio- und Ergotherapie auf die Verbindung klassischer mit modernen Methoden zu setzen, dabei die Wünsche der Patienten in den Mittelpunkt zu stellen und die bisherigen Formen der Rehabilitation zu überdenken: „Ich freue mich riesig über das große Interesse, die vielen Fragen. Das sollten auch die Bearbeiter in den Krankenkassen sehen!“ Gemeinsam mit den anderen Patienten sehe sie es als große Chance, auf einer Fachmesse zu zeigen, was man erreichen könne.

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