News
News
Robotikgestützte Neurorehabilitation live erleben
Die Sonderschau „live PRAXIS neuroreha“ präsentiert auf der therapie LEIPZIG (4. bis 6. Mai 2023) deutschlandweit einzigartig digital- und robotikunterstützte Therapie- und Trainingsgeräte im Live-Einsatz. Patientinnen und Patienten zeigen gemeinsam mit ihren Physio- und Ergotherapeuten vor Ort, wie Exoskelette und Exo-Suits die Versorgung von Menschen mit Querschnittlähmung verbessern können oder welche Möglichkeiten intensive Gangtherapie in der Schlaganfallrehabilitation bietet. Klaus K. ist einer der Patienten, die extra nach Leipzig kommen.
Im November 2019 wurde Klaus K. aus seinem bisherigen Leben geschleudert. Während der Operation eines gutartigen Hirntumors, eines Hämangioblastoms, trat eine Blutung auf, Hirngewebe wurde zerstört. Ihr Mann habe zwischen Leben und Tod gestanden, berichtet Ehefrau Jenny K. Auch in ihrem Alltag und dem ihrer beiden Kinder ist seitdem nichts mehr, wie es war. Der heute 47-jährige Klaus K. muss mit schwersten Beeinträchtigungen zurechtkommen, mit Störungen des Gleichgewichts und der Bewegungskoordination (Ataxie), des Schluckens (Dysphagie) sowie der Artikulation (Dysarthrie).
Intensivtherapie mit Gangroboter und Exoskelett
Nach Aufenthalt in Krankenhaus und Rehabilitationsklinik kam Klaus K. Ende Juni 2020 nach Hause. „Er konnte nicht laufen, kaum sprechen, hatte eine Ernährungssonde im Bauch“, erinnert sich Ehefrau Jenny K. „Niemand wusste, wie seine Perspektive aussieht. Bei neurologischen Patienten sind lebenslang Verbesserungen des Zustands möglich, aber ob und wann ist völlig ungewiss. Gesunde Areale müssen das, was zerstört ist, übernehmen – wieweit das geschehen wird, kann keiner sagen.“
Unterstützt von Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie erkämpft sich Klaus K. Stückchen für Stückchen Selbstständigkeit zurück. So kann er sich inzwischen „einigermaßen“ zu Hause bewegen – statt im Rollstuhl am Rollator. Von seinem Physiotherapeuten hörte er vom Therapieinstitut THERAMotion, das die Sonderschau „live PRAXIS neuroreha“ organisiert. Zwei Mal bisher hat Klaus K. dort seit 2021 jeweils dreiwöchige Intensivbehandlungen mit robotischer Gangtherapie und Training im Exoskelett absolviert, drei Mal pro Woche fünf bis sechs Stunden am Stück. „Unheimlich anstrengend“ sei dies gewesen. Fest „eingespannt“ gehe man zum Beispiel geführt im Exoskelett, wie in einem Laufroboter – damit dem Gehirn übermittelt werde: So geht Laufen.
Zeigen, was geht
„Obwohl die klassische Physiotherapie ebenfalls viel gebracht hat, bedeutete dieses intensive Training einen riesigen Schritt nach vorn. Kraft und Motorik haben sich deutlich verbessert, für das vegetative Nervensystem und die Psyche war es ein enormer Schub. Ein Gewinn, der bis heute nachwirkt“, sagen Klaus und Jenny K. Nachteil: „Die gesetzliche Krankenversicherung übernimmt außer dem Transport zum Therapieinstitut und zur Wohnung zurück die Kosten dieser speziellen Therapie nicht, unsere Anträge wurden immer abgelehnt. Deshalb sind Intensiveinheiten zurzeit nicht drin, nur manchmal eine Session am Gangtrainer.“ Auf der therapie LEIPZIG möchte Klaus K. dem Fachpublikum zeigen, was mit modernen Methoden geht und wie positiv sich dies auf Menschen mit schweren Beeinträchtigungen auswirkt. „Mein Mann möchte noch viel erreichen! Wir verdanken natürlich unseren Ergo- und Physiotherapeuten und genauso der Logopädie sehr viel, die über die Krankenkassen bezahlt werden, nicht zuletzt bei der Verbesserung der Sprach- und Schluckstörungen sowie der Bewegungsfähigkeit“, erklärt Jenny K. „Trotzdem wäre es superwichtig, wenn die Krankenkassen vor allem bei schwer betroffenen Patienten wie Klaus nach Einzelfallprüfung solche intensiven Therapien in ihren Leistungskatalog aufnehmen würden. Deshalb hoffe ich, dass sich ebenfalls Entscheidungsbefugte von Krankenkassen die Sonderschau in Leipzig anschauen.“
Sonderschau mit neuesten Geräten und Vortragsprogramm
In der Sonderschau „live PRAXIS neuroreha“ inmitten der therapie LEIPZIG gibt THERAMotion, eine der modernsten Praxen für Neurorehabilitation, drei Tage lang Einblicke in ihren Behandlungsalltag und bringt dafür Patientinnen und Patienten, Therapeutinnen und Therapeuten sowie ausgewählte Therapiegeräte mit. Direkt an den Patientinnen und Patienten wird die Anwendung von Robotik und computergestützten Behandlungsverfahren für die ganzheitliche motorische und kognitive Rehabilitation demonstriert. Zweimal täglich finden zudem kurze Führungen statt, welche in die Abläufe der simulierten Praxis einführen, Fragen zum Praxismanagement beantworten und über neueste, evidenzbasierte Therapiemethoden informieren. Ein begleitendes Vortragsprogramm im Forum „Neuroreha & Orthopädie“ widmet sich den modernen Verfahren.
Die Neurorehabilitation
... nutzt die lebenslange Fähigkeit des Gehirns, sich neu zu organisieren und neue Verbindungen zwischen den Nervenzellen herzustellen (Neuroplastizität), um bei Schädigungen des zentralen Nervensystems durch Erkrankungen wie beispielsweise Schlaganfall, Hirnblutungen oder nach Verletzungen wie zum Beispiel einem Schädel-Hirn-Trauma nach einem Unfall neurologische Ausfälle bzw. Folgeschäden zu behandeln bzw. zu mindern.