Zutritt nur mit Kongressticket. 2 Unterrichtseinheiten / Fortbildungspunkte
Beschreibung
EINLEITUNG Die skapuläre Dyskinesie ist eine unspezifische Reaktion auf einen schmerzhaften Zustand in oder im Bereich der Schulter, die durch schultergürtelbedingte, nackenbedingte und haltungsbedingte Ursachen hervorgerufen werden kann. Sie ist definiert als beobachtbare Variation der normalen skapulären Position im Ruhezustand sowie als verändertes Muster der skapulären Bewegung im Verhältnis zum Brustkorb. Zur Bewertung der skapulären Kinematik und der skapulären Dyskinesie wurden verschiedene Methoden beschrieben. Darunter fallen die klinische Untersuchung mit Inspektion und die Palpation knöcherner Orientierungspunkte, dreidimensionale Tracking-Systeme an der Körperoberfläche, dreidimensionale Trackingsysteme mit Knochenstiften, Röntgenbilder und CT-Messungen. In der klinischen Praxis beinhaltet die Bewertung der skapulothorakalen Kinematik in der Regel die visuelle Beobachtung von Patienten im Ruhezustand und während der Bewegung, wobei auf indirekte und intuitive Beobachtungsmuster der Muskelaktivierung vertraut wird. Diese nicht-invasiven Methoden weisen eine begrenzte Inter- und Intra-Beobachter-Reliabilität auf. Die dynamische Videorasterstereografie ist eine nicht-invasive, lichtoptische Technologie zur Aufzeichnung, Messung und Visualisierung von Oberflächenstrukturen, die Echtzeitbilder erzeugen und darstellen kann. Dabei wird eine Krümmungskarte verwendet, um konvexe, konkave und sattelförmige Strukturen auf der Körperoberfläche farblich zu kodieren. Diese Studie hatte zum Ziel, die diagnostische Effizienz der rasterstereografiegestützten Beobachtung bei der Identifizierung dyskinetischer skapulothorakaler Muster zu bewerten.
METHODEN An dieser prospektiven Studie nahmen gesunde Probanden mit vollem Bewegungsumfang der Schulter teil. Die Teilnehmer führten Schulterabduktions-/Adduktions- und Flexions-/Extensionszyklen ohne zusätzliches Gewicht durch, die sowohl mit Videorasterstereografie als auch mit einer herkömmlichen Videokamera aufgezeichnet wurden. Ein Metronom schuf einen konsistenten Zeitrahmen. Zur Modellierung der Oberfläche des Rumpfes mit der Rasterstereografie wurde ein Raster aus Lichtstrahlen auf die Rückenoberfläche projiziert und durch indirekte optische Messverfahren und entsprechende optische Sensoren erfasst (DIERS 4Dmotion®Lab, DiCam v3.11). Die durchschnittliche Oberflächenkrümmung wurde in eine Farbskala umgewandelt. Die Videos wurden hinsichtlich der Sichtbarkeit anatomischer Landmarken auf einer Likert-Skala bewertet. Konventionelle und rasterstereografische Videos wurden hinsichtlich der diagnostischen Leistung bei der Erkennung dyskinetischer Muster (statische Asymmetrien, dynamische Asymmetrien, Bewegungsverzögerungen, schnelle kompensatorische Bewegungen) verglichen. Zwei Untersucher bewerteten die Videos unabhängig voneinander blind und in zufälliger Reihenfolge und bewerteten die Intra- und Inter-Beobachter-Reproduzierbarkeit.
ERGEBNISSE Die Analyse von 118 Videos (konventionell: 60; rasterstereografisch: 58) zeigte eine gute bis exzellente Intra- und Inter-Beobachter-Reproduzierbarkeit für beide Techniken (ICC: 0,745 bis 0,949). Videorasterstereografie übertraf konventionelle Videos signifikant in der Visualisierung anatomischer Landmarken (p=0,0119) sowie bei der Erkennung von Bewegungsverzögerungen (p=0,0008) und dynamischen Asymmetrien (p=0,0016). Keine Unterschiede wurden in der Erkennung statischer Asymmetrie und schneller kompensatorischer Bewegungen festgestellt. Die Häufigkeit der Dyskinese entsprach der der asymptomatischen Population.
SCHLUSSFOLGERUNGEN Die Videorasterstereografie kann ein Echtzeit-Dynamikmodell der Oberfläche des Rumpfes erstellen. Diese Technik zeigt eine überlegene Erkennung von Bewegungsverzögerungen und dynamischen Asymmetrien während der Schulterbewegung im Vergleich zur konventionellen Beobachtung. Diese digitale Technologie ist zuverlässig und vielversprechend, um die skapuläre Kinematik und Dyskinese in klinischen und Forschungsumgebungen zu verbessern und Kandidaten für präventive physiotherapeutische Interventionen zu identifizieren.